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Bewegung zieht Aufmerksamkeit auf sich, vor allem wenn sie in einer sonst unbewegten Umgebung stattfindet (Bewegungskontrast). Entsprechend beliebt sind animierte Werbebanner im Internet.
Aufmerksamkeit ist nicht mit Interesse gleichzusetzen. Im Web demonstrieren tausende Intro-Animationen wie enervierend erzwungene Aufmerksamkeit ist, wenn durch die Animation nichts transportiert wird, was für den Betrachter von Interesse ist. Die Zeiten, als die schiere Machbarkeit von Animation im Web für Interesse sorgte, sind endgültig vorbei.
Ein Filmvorspann stimmt die Zuschauer auf die Atmosphäre des Films ein. Es kann aber aus der Auflistung von Personen und Firmen auch ein stilistisch eigenständiger, animierter Kurzfilm entstehen.
Das bekannteste Beispiel für solch einen Film vor dem Film ist wohl der Vorspann zu The Pink Panther, aus dem sich die gleichnamige Zeichentrickserie mit „Paulchen Panter“ entwickelte.
Dieses Konzept kann auch auf Multimedia-Projekte angewandt werden. Allerdings bedarf Unterhaltung, die auch vom Konsumenten als solche gesehen wird, in der Kreation und Produktion eines gewissen finanziellen oder zumindest zeitlichen Aufwands. Durch das Bild schwebende Logos sind zu wenig.
Andererseits sollte auch der Unterhaltungswert des Intros nicht den der folgenden Inhalte übertreffen.
Headlines, Menütitel oder Inserts können im Film durch Animation (etwa weiche Bewegung beim Einblenden) gut integriert werden oder durch visuelles Spektakel Aufmerksamkeit auf die folgende Sensation lenken. Bleibt die Sensation aber aus, dann hat das bombastisch animierte Insert nur falsche Erwartungen geschaffen.
In der Regel werden dreidimensionale Objekte auf Bildschirmen und Papier als perspektivische Abbildungen wiedergegeben (Zentralprojektion). Stereografische 3D-Techniken bilden die Ausnahme, da sie vom Betrachter immer die Verwendung spezieller Hilfsmittel (z.B. 3D-Brillen) oder viel Konzentration erfordern.
Animierte Darstellungen wie „Walkthroughs“ ermöglichen die räumliche Betrachtung von plastischen Objekten, wie sie uns aus der realen Welt vertraut ist.

Beispiel
Durch Virtual Reality können auch rekonstruierte oder erst geplante Objekte durch- oder umwandert werden. Die Komplexität einer VR-Umgebung kann von einer simplen 360°-Drehung bis zur freien Bewegung durch den Raum mit Echtzeit-Rendering reichen.

Durch animierte Illustration können zeitliche Abläufe in komplexen Systemen oft anschaulicher dargestellt werden, als durch ein statisches Diagramm oder verbale Erklärung.

Beispiel
Diese Animation zeigt im Zeitraffer die sechs Jahre dauernde Reise der Raumsonde Galileo von der Erde zum Jupiter. Um die nötige Fluchtgeschwindigkeit aus dem inneren Sonnensystem zu gewinnen, wird die Sonde mehrmals an Erde und Venus vorbeigesteuert, um durch deren Gravitationsfeld beschleunigt zu werden. Die Beschleunigung ist übertrieben dargestellt.

Egal ob Strategie-, Adventure-, Racing-, Rollenspiel oder Shooter. Kaum ein Computerspiel kommt ohne Animation aus.
Für manche Spiel werden Animationen noch fertig gerendert als Video, meist aber als Bewegungsmodule gespeichert, die abhängig vom Spielverlauf interaktiv zusammengesetzt und in Echtzeit gerendert werden.
Anleitungen, die komplexe Bewegungsabläufe beinhalten, sind ein weiteres Anwendungsgebiet für Animation.

Beispiel
Immer mehr Airlines zeigen in ihren Flugzeugen die Sicherheitsanweisungen für Notfälle als Animation, anstatt sie durch das Flugpersonal vorführen zu lassen.

Für einfachere Anleitungen, die lediglich auf Bedienelemente hinweisen, sind Serien von Einzelbildern meist besser als Animationen geeignet.
Mit Cartoon-Animation können Einführungen zu komplexen sozialen, wirtschaftlichen oder technischen Themen auf pointierte oder überzeichnete Weise gestaltet werden.
Diese Art der Themenaufbereitung kann allerdings eine ernsthafte Themeneinführung nicht ersetzen.
Gegenüber dem Realfilm hat die Animation – neben der Möglichkeit zu karikieren – den Vorteil, von der Realhandlung in gedankliche oder metaphorische Ebenen wechseln zu können. Im Realfim wirkt dies dagegen meist altmodisch oder gar verwirrend.

Beispiel
Dieser Kurzclip für einen Management-Kongress thematisiert das Problemfeld Öffentlichkeitsarbeit und Krisenmanagement. Durch starken gestalterischen Kontrast zum restlichen Informationsmaterial und inhaltliche Übertreibung bleibt die Grenze zwischen seriöser Information und Unterhaltung klar erkennbar.

Richard Taylor: The Encyclopedia of Animation Techniques. Running Press Book Publishers, Philadelphia, 1996
Steve Curran: Motion Graphics – Design for Broadcast and Film. Ginko Press, Hamburg, 2000
Peter Lord, Brian Sibley: Cracking Animation – The Aardman Book of 3-D Animation. Thames & Hudson, London, 1998
Inhalt identisch mit: Creating 3-D Animation – The Aardman Book of Filmmaking. Harry N. Abrams, New York, 1998
Jeff Bellantoni, Matt Woolman: Type in Motion – Innovative digitale Gestaltung. Verlag Hermann Schmidt, Mainz, 1999