Layout: Raster
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Einleitung und Motivation
Motivation und Lernziel dieser Lerneinheit
Diese Lerneinheit beschäftigt sich mit dem Thema „Layout für multimediale Anwendungen“ und behandelt dabei die Mittel und Bedingungen zur Gestaltung des grafischen Raumes und des Aufbaus einer Seite.
Die stattfindende Vermittlung soll weniger über den so oft – wenn von Gestaltung für Multimedia die Rede ist – praktizierten Weg der Kriterien der technischen Realisation hin zur Gestaltung erfolgen, als umgekehrt: ausgehend von eingeführten Gestaltungsprinzipien wird über den Aufbau von Layout für Multimedia – unter Berücksichtigung technischer Bedingtheiten der Vermittlungsmedien – gesprochen.
* Wohl bewusst bleibt dabei die Tatsache, dass Bedingungen neuer medialer Entwicklungen immer auch deren Gestalt nachhaltig beeinflusst haben.
Fest in Zusammenhang stehen Gestaltung, Aufbau und Benutzung multimedialer Inhalte mit der Wahl des Formates (einer Seite oder eben Windows). Erst das Zusammenwirken von Proportion der Grundfläche und der darauf positionierten grafischen und typografischen Elemente bzw. das Verhältnis zwischen benutzten und unbenutzen Flächen spricht ästhetisch an.
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Layout und Raster
Wahrnehmungspsychologie
„Objekte, die sich innerhalb unseres Gesichtsfeldes befinden, werden als zusammengehörig betrachtet und aufeinander bezogen, ausser man grenzt Teile davon bewusst aus.“ Dies gilt als wahrnehmungpsychologische Tatsache, die kulturell tradiert und durch Sehgewohnheiten bedingt ist.
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Definition
Prozess des Layoutens
Im Grunde handelt es sich bei dem Prozess des Layoutens um das Ordnen von Daten, im Detail Schrift und Bild, um .1 ihr Gesamtes ansprechend zu gestalten und sie .2 im Detail leicht erfassbar zu machen.
Wie schon in der Lerneinheit der BegriffTypograpie: Form und Erscheinungsbild zum Thema Typografie bemerkt, geht es zuerst darum, die Aufmerksamkeit des Rezipienten zu erwecken und ihn dabei vom blossen passiven Sehen zu jenem aktiven Prozess des Interpretierens und Bewertens von Informationen im Zuge des Wahrnehmens zu führen.

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Beispiel
Abtasten des Bildfeldes
Abbildung
Erst einem groben (.1) und dann feineren (.2) Abtasten des Bildfeldes durch den Rezipienten folgt in der Regel mit dem Lesen der Überschriften (.3) die Kategorisierung und das Zuordnen von Information.
Dabei ist es für den Benutzer mit einem hohen kognitiven Aufwand verbunden, eine unübersichtliche oder überladene Struktur wahrzunehmen. Diesem Umstand entgegenzuwirken war immer Fundament einer gelungenen Seitengestaltung (und wird seit Verbreitung des Web mit Geltung für die Benutzbarkeit multimedialer Bereiche nun auch von Usability-Experten empfohlen). Die Erstellung einer durchgängigen visuellen Hierarchie unter Anwendung von deutlichen Kontrasten ist primäre Aufgabe im Informationsdesign.
[s]
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Der Gestaltungsraster
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Beispiel
Historisches Beispiel
Als im Frankreich des 19. Jahrhunderts der Präfekt von Paris Georges Baron Haussmann von Napoleon III beauftragt wurde, die Stadt von Grund auf neu zu gestalten, stand er vor der Problematik dies rasch und effizient zu vollziehen und dabei „mit Blick für das Ganze“ ein völlig neues Erscheinungsbild zu erzielen. Dazu folgten die grossflächigen Umstrukturierungen und Bautätigkeiten einem Rastersystem, das über das bestehende Paris gelegt wurde. Ein städtbauliches System, dem man bald auch bei der Planung New Yorks Rechnung trug.
Städtebau im Jahr 1833
Abbildung
[s]

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Definition
Raster in Typografie
Auch für die Typografie stellt der Raster ein gestalterisches Werkzeug zum Ordnen von (grafischen) Elementen – Texten und Bildern – dar. Der Raster dient damit sozusagen als vom Designer definiertes „Regelwerk, mit dem grundsätzliche formale Entscheidungen vorweggenommen werden.“ [s]
Durch die Anwendung eines Rastersystems werden grundlegende formale Entscheidungen vorweggenommen. Damit können kreative wie produktionstechnische Prozesse vereinfacht und eine durchgängige Gestaltung gewährleistet werden.

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Während in den 60er Jahren die typografische Gestaltung von Printprodukten mittels Raster mancherorts zum Dogma übertrieben wurde (etwa durch den schweizer Typografen Josef Müller-Brockmann), gilt das Raster heute als grundlegendes Instrument der grafischen Gestaltung und zählt letzlich auch im Design für Multimedia (als Gestaltung mittels Frames und Tables) zur Basis programmtechnischer Mittel.
Der typografische Raster unterteilt eine Grundfläche (das Format) in quadratische oder rechteckige Felder, die wiederum durch schmale Zwischenräume getrennt sind. Je gröber ein Rastersystem ist, um so geringer gestalten sich die Möglichkeiten bei der Dimensionierung und Proportionierung von Abbildungen. Fein gegliederte Rastersysteme hingegen ermöglichen differenziertere Abbildungsgrössen und präzisere Bildausschnitte
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Beispiel
Angewandter Gestaltungsraster im Print
Abbildung
  • Raster unterteilt Grundfläche (Format) in rechteckige Felder
  • gröberes Rastersystem - geringere Möglichkeiten in Layout
  • fein gegliederte Rastersysteme - differenziertere Abbildungsgrössen u. präzisere Bildausschnitte
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Beispiel
Abb_LE24_04 Format und Rasterm: Gliederung quadratischer Fläche
Das folgende Beispiel zeigt die Gliederung einer quadratischen Grundfläche.
  • Kleinere, gleichgrosse Quadrate entwickeln wenig Dynamik, ihre Gestaltungsmöglichkeiten halten sich in Grenzen, die Arbeit mit ihnen gestaltet sich entsprechend einfach (Abb.1)
  • Variabler, wennauch komplexer zu handhaben, sind Rastersysteme mit unterschiedlichen Rasterfeldern (Abb. 2 und 3)
  • Am meisten Spielraum bieten Konzepte mit zwei oder mehreren sich überlagernden Rastersystemen. (Abb.4).
Abbildung
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Beispiel
Rastersysteme
Abbildung
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Bilder
Durch die Anzahl seiner Felder bestimmt ein Rastersystem nicht nur die Grösse von Abbildungen, sondern auch deren Proportionen.
„Bilder entwickeln durch Grösse, Proportion und innere Struktur (Komposition, Dynamik und Ausschnitt) ein mehr oder weniger intensives Eigenleben. Abbildungen nimmt man jedoch nicht einzeln wahr, sondern immer aufeinander, auf den Text und auf die Grundfläche bezogen.“
Für den Einsatz von Bildern lässt ein optimaler Raster immer genügend Bildformate bzw. -anordnungen zu. Das Rastersystem dient dabei auch als proportionales Regulativ. Es kann den Gestaltungsprozess vereinfachen, ohne dass die gestalterische Freiheit wesentlich eingeschränkt wird.
[s]
Im Detail wirken innerhalb eines Rastersystems: die Ausrichtung, der Zeilenabstand und die Schriftart, dann Textstruktur und Überschriften und letztlich die Gruppierung und Abfolge von Text und Bild - zum gemeinsamen Ganzen und zum gesamten Layout. Der zwischen den Elementen sich befindliche Weissraum kann für den visuellen Gesamteindruck ausschlaggebende Rolle spielen und wird daher nicht selten ausdrücklich angepasst.
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Beispiel
Zeitungsproduktion
In der täglichen Zeitungs-Produktion ist der Gestaltungsraster eine unabdingbare Notwendigkeit zur täglichen Berechnung und Disposition von Inhalten und Mitarbeitern geworden. Auch dem multimedialen Designprozess bringt die Arbeit mit dem Raster Ordnung und Klarheit und erleichtert den Überblick über die zu gestaltende Fläche

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Raster und Multimedia
Für die Gestaltung im multimedialen Bereich folgen auch gängige Programm-Werkzeuge zur Erstellung von Anwendungen dem Prinzip des Rasters. Für Multimedia allerdings wesentlich ist die Tatsache, dass es beim Layout nicht einfach nur bei Inhalten (Content) – in Form von Bild und Text – bleibt. Vielmehr müssen ebenso unterschiedliche Zonen der Interaktion definiert und später durch den User differenziert werden.
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Seiten-Bereiche
Bereiche im Aufbau einer Webpage
Die Bereiche, die etwa im Aufbau einer durchschnittlichen Webpage unterschiedlichen Widmungen folgen und daher differenziert werden, können grob wie folgt definiert sein:
  • Header / Kopfzeile
  • Navigation
  • Content
  • Footer / Fusszeile
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Beispiel
Webpage-Bereiche
Abbildung
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Header / Kopfzeile
  • transportiert in der Regel die Identität einer Website;
  • auch auffällige Position für die Site-Suche
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Beispiel
Abb: Kopfzeile
Abbildung

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Navigation
  • Kernzone der Interaktion u. der Orientierung für Benutzer
  • manchmal im Header horizontal od. Seiten-linksbündig vertikal
Abb_LE24_08 Navigation
Abbildung
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Content
  • Schrift, Bild, multimediale Inhalte
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Beispiel
Abb: Content
Abbildung

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Footer / Fusszeile
  • oftmals Ort für das „Kleingedruckte“ einer Website: Impressum, Rechtliches, Kontakt, etc.
  • auch für Funktionalitäten bzgl alles am Fusse eines Contents Relevanten: Navigation zur nächsten Seite oder Drucken des Inhalts
  • Kleingedrucktes“ einer Website: Impressum, Rechtliches, Kontakt, etc.
  • untergeordnete Funktionalitäten: Navigation zur nächsten Seite, Drucken des Inhalts, ...
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Beispiel
Abb: Fusszeile
Abbildung

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Konsistenz
Deutlich erkennbar bleiben die wesentlichen Seiten-Bereiche auch in den Folge-Seiten der Website bestehen (sieht man von geringen Inkonsistenzen zum Home-Screen im vertikalen Navigationbereich durch Einführung einer detailreichen Kontakt-Zone ab). Ein Bereichs-Header verweist – unterstützt durch eine imageträchtige Bildwelt – jederzeit deutlich auf den derzeit befindlichen Website-Standort (Produkte&Services bzw. Support&Download). Selbst dass im Content-Bereich ein weiteres Navigations-Schema (Reiter-Navigation) eingeführt wird, bereitet dem durchgängigen Layout-Rahmen keine Probleme. Aufbau und Raster bleiben dieselben. (... wenn sich auch mit der Wahl des Namings die Begriffswelt dieses Computerriesen wohl an geschulte Kunden orientieren dürfte)
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Beispiel
Abb: Konsistente Bereichsstruktur 2
Abbildung

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Problematik
Das Web wurde als flexibles Medium entworfen. Eine Vielzahl von variablen Grössen wie Plattform, Bildschirmformat und –auflösung, Farbtiefe sowie Browser-Typ, Windowformat oder verfügbare Schrift-Typen lassen sich (fast naturgemäss) mit den fundamentalen Aufgaben von Design – eben ein durchgängiges und ausgewogenes Erscheinungsbild festzulegen und zu gewährleisten – manchmal schwierig auf einen Nenner bringen.
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Beispiel
Beispiel
Auch die Problematik rund um die dem Wesen des Webs eigentümlichen und im Auftrag des Users geforderten individuellen Anpassbarkeit (etwa der Schriftgrösse) wurde bereits angesprochen. Am folgenden Beispiel wird ersichtlich, wie zwar sowohl bei zu kleiner als auch bei zu gross vorgewählter Schriftgrösse das visuelle Gewicht des Layouts ins Wanken gerät, eine visuelle Konsistenz dennoch einigermassen gewährleistet bleibt.

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Abb: Schriftwahl klein
Abbildung
Abb: Schriftwahl gross
Abbildung
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Tables und Frames
Werkzeug für Layout an Webpages
Für die Arbeit am Layout können im Design fürs Webpages HTML-Tables (Tabellen) und Frames eingesetzt werden.
Tables
Tables eignen sich gut, den eigentlichen Raster einer Seite festzulegen. Dabei können sie ineinander verschachtelt werden und mehr oder weniger grosse Seitenbereiche (ganze Seite, Spalte, Absatz) definieren. Mittels Tables können Zeilenlänge, Ränder und Spalten festgelegt oder etwa unterschiedliche multimediale Materialien verknüpft werden.
Abb: Tables
Abbildung
Frames
Frames erlauben die parallele Darstellung verschiedener Inhalte auf einer (Web)Seite. Sie können vor allem im Verborgenen zur Trennung unterschiedlicher medialer Materialien oder voneinander getrennter Funktionalitäts-Bereiche eingesetzt werden. Ihre in Designkreisen weitgehende Unbeliebtheit bezieht sich auf die mit ihnen oft verbundenen Unannehmlichkeiten (bzg. Bookmarking, Ladezeit und Browserkompatibilität) und ihre gestalterische Handhabung.
Abb: Frames
Abbildung
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Quellen
Literatur

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Dr. Stefan Müller (sm@automat.at)
Automat, http://www.automat.at/