Farbe: Grundlagen
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Farbwirkung
Intro
Farbe zur Ästhetisierung, als Mittel der Aufmerksamkeit und emotionalen Wirkungen
Kenntnis um Wirksamkeit und Bedeutung von Farbe Voraussetzung für Designarbeit Farbkontraste und Farbharmonien
Farbe und Räumlichkeit
Farbsymbolik
Zur Geschichte der Farbsysteme
Denkmodelle zur Systematisierung von Farben und Farbharmonien:
Aristoteles (4.Jh v. Chr.)
Farben nach Helligkeit angeordnet
Leonardo da Vinci (15.-16.Jh.)
Farbstufen / Farbgegensätze / Farbe polarisch als Ganzheit
Sir Isaac Newton (1643-1727)
entdeckte die sieben verschiedenen Farben des Tageslichtspektrums
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
ergründete die Kontraste / Ansatz einer Farbkombinatorik
Henry Munsell (1858-1918)
Farbe durch Farbton (Hue), Helligkeit (Value) und Sättigung (Saturation) festgelegt
Wilhelm Ostwald (1853-1932)
Bezeichnungssystem, das auch Farbnuancen beschreiben konnte
Johannes Itten (1888-1967)
Farbwirkung vor Farbwirklichkeit / zwölfteiliger Farbkreis
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Farbkontraste und Farbharmonien
Intro
Kontrast verändert Ausdruck einer Farbe
Farbe wirkt im Verhältnis zum umgebenden Raum
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Farbkontrast
Komplementärkontrast
ergibt sich durch das Nebeneinander zweier im Farbkreis gegenüberliegender Farben
Simultankontrast
direkte Veränderung des Farbeindruckes durch die benachbarte Farbe
kann Kontraste verstärken
größter Gegensatz in Ton, Helligkeit und Sättigung
zu jeder Farbe erscheint Grau angetönt jeweiliger Komplementärfarbe
Sukzessivkontrast
ist ein Nachkontrast
entsteht durch Neigung des Auges, zu jedem Farbeindruck die Komplementärfarbe zu erzeugen
wirkt als Nachbild
Warm-Kalt-Kontrast
wärmster und kältester Farbton stehen sich im Farbkreis gegenüber
teilt den Farbkreis in warme und kalte Hälfte
beruht auf subjektiven Empfindungen
wärmster Farbton ist Rotorange
kältester Farbton ist Blaugrün
Hell–Dunkel Kontrast
teilt den Farbkreis in eine helle und dunkle Hälfte
entsteht durch den Gegensatz von hellen und dunklen Farben
am stärksten ist der Kontrast zwischen Weiß und Schwarz
Qualitätskontrast oder Leuchtend-Stumpf-Kontrast
Gegensatz von gesättigten, leuchtenden Farben zu stumpfen, getrübten Farben.
Wirkung des Kontrastes ist relativ
Quantitätskontrast
bezieht sich auf das Größenverhältnis von zwei oder mehreren Farbflächen
bestimmte Größenverhältnisse ergeben ein Gleichgewicht,
keine Farben treten stärker hervor als andere
Bunt-Unbunt-Kontrast
ergibt sich durch Kombination von „unbunten“ oder tertiärer Farben mit Primär- oder Sekundärfarben
Tertiärfarben entstehen durch Mischung aller drei Primärfarben
bei gleichen Anteilen aller drei Farben entsteht ein neutrales Grau, Weiß oder Schwarz
Liedl spricht von unterschiedlicher Strahlkraft von Farben
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Farbharmonie
Zwei Auffassungen von Farbharmonie
einerseits als benachbarte, verwandte Farben und Farbtöne sowie Sättigung und Helligkeit im Zusammenklang
andererseits beruht Harmoniedefinition auf der Unterschiedlichkeit in den Farbklängen
Goethe und die Totalität der Farben
Hölzel und harmonische Dreierkombinationen sowie Vierklang
Itten und seine Farbakkordik
Roman Liedl
verwendet zur Erstellung von Harmonien den Farbkreis nach Küppers
ermöglicht durch kognitive Entscheidungen zu harmonischen Farbkombinationen zu gelangen
Abweichende Farbnennungen
Farbkreis nach Küppers und nach Itten zeigen abweichende Farbnennungen
Winkelharmonien
bestimmte Winkel am Farbkreis ergeben harmonische Kombinationen
andere Winkel erzeugen Farb-Disharmonie
es gibt Zweier-, Dreier-, Vierer, Fünfer- und Sechserharmonien
Auffächerung
stilistisches Mittel der Winkelharmonie
ausgehend vom Komplementärkontrast,
einseitige oder beidseitig Auffächerung
Farbreihen
aneinander gereihte Flächen, deren Farbe sich systematisch stufenweise ändert
Wiederholungen
wirken auch harmonisch, wenn zueinander in Disharmonie stehende Farben wiederholt werden
Josef Albers
kein mechanisches Farbsystem flexibel genug, alle Einflussfaktoren in „Rezept“ zu fassen daher:
„wiederholtes Kosten“
„Koch mit Geschmack“
Harmonien
Vorliebe für Harmonien fragwürdig
Dissonanz vs. Kosonanz
Dissonanz vielleicht ebenso wünschenswert wie Konsonanz
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Farbe und Räumlichkeit
Farbwirkung
zwei oder mehr Farben in Kontrast rufen Räumlichkeit hervor
gewisse Farben drängen in den Vordergrund, andere eher in den Hintergrund
Räumliche Wirkung
dunkle Farben im Hintergrund, helle Farben rücken nach vorne
warme Farben im Vordergrund, kalte Farben treten nach hinten
Intensive Farben scheinen im Vordergrund
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Farbsymbolik
Kulturhistorischer Aspekt
bestimmte Farben sind kulturell gefestigt
Farbe haben symbolischen Wert mit mehr oder weniger festgelegten Bedeutung
Zeitlicher Faktor
Romantik und die Mohnblume als Symbol für das Vergessen
in der Gegenwart keinerlei festgelegte Bedeutung mehr
Kulturelle Zugehörigkeit
violett in der alten Kunst als Farbe der emotionalen Frömmigkeit
violett im Christentum bis heute als liturgische Farbe der Buße
violett im Nahen Osten als Farbe der Prostitution
Psychologischer Aspekt
Farbempfindung und Erfahrung
bestimmte Gefühle und Empfindungen werden bestimmten Farben zugeordnet
Menschen machen individuelle Erfahrungen mit Farben
wiederholen sich diese Erfahrungen und wurden sie verinnerlicht, lösen diese automatisch unbewusste Reaktionen und Assoziationen aus
Lieblingsfarben
Persönliche Vorliebe für Farben oft unangebrachtes Entscheidungskriterium in Design-Projekten
Faktoren der Bevorzugung von Farben oder Farbkombinationen
Geschlechtsspezifität
Lebensabschnitt
gesellschaftliche Gruppierungen
herrschende Jahreszeit
Soziokulturelle Unterschiede
mannigfaltige Bedeutungen derselben Farbe für unterschiedliche Personen- bzw. Berufsgruppen
Für die Farbgestaltung ist Fokus auf angesprochene Zielgruppe wesentlich
Beispiel
Bedeutungen der Farbe Blau
für US-Kinopublikum Pornographie
für Wirtschaftsmanager Verlässlichkeit
für das Gesundheitswesen Tod
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Farbsymboliken im Einzelnen
Kontext symbolischer Farbwirkung
Symbolische Farbwirkungen bzw. die Assoziationsbereiche der einzelnen Farben hängen von Kultur, Religion und individuellem Kontext ab.
Rot
Blut und Feuer
Aktivität, Dynamik, Intensität, Liebe, Leidenschaft, Gefahr, Kampf.
im Kommunismus als Farbe der Arbeiter
Blau
Himmel und Meer
Ruhe, Kälte, Ferne, Freiheit, Entspanntheit, Sympathie, Vertrauen, Frieden.
seriös, konservativ, elegant,
für die Künstler des Mittelalters als Farbe des Glaubens und der Unendlichkeit
Grün
Natur und Leben
Erholung, Frühling, Hoffnung, Jugend, Frische, Unreife
für die Verkehrsregelung als Farbe der freien Fahrt, am angenehmsten für lange Betrachtung
im Islam als Farbe des Propheten
Gelb
Licht und Sonne
in Asien für Heiligkeit, Weisheit, Ruhm, Harmonie
Gold für Reichtum, Luxus, Angeberei
optimale Fernwirkung des Kontrastes Schwarz-Gelb für Gefahrenhinweise
Violett
gefühlsbetonte Farbe.
Magie, Phantasie, Geheimnis, Zweideutigkeit
Buße und Demut als liturgische Farben
Eitelkeit, Extravaganz und Dekadenz im Jugendstil
Orange
warm, extrovertiert, jung,
signalisierend und vergnügend
billige Modernität, Aufdringlichkeit
im Buddhismus als Farbe des Wandels
Schwarz
das Nichts, Tod, Trauer, Terror, böse Mächte, dunkle Geheimnisse, Unglück
in unserem Kulturkreis auch für elegant, modern
ausdruckslos oft als Abgrenzung, Unnahbarkeit
mit dem Existenzialismus als Farbe der Individualität
Weiss
sachlich und klar
in unserem Kulturkreis für Unschuld, Reinheit und Neutralität
in fernöstlichen Kulturen als Farbe des Todes und der Trauer
Dr. Stefan Müller (
sm@automat.at
)
Automat; http://www.automat.at/