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Wahrnehmungsorganisation: Abstraktion von Einzelinformationen zu handhabbaren Einheiten ( Perzepten)
1.) Gliederungdes sensorischen Gesamteindrucks in Bereiche
2.) Einteilung der Bereiche in Figurund Grund, vor dem sich die Figur abhebt
Starke Tendenz zur Figur-Grund-Gliederung– erzeugt auch "virtuelle" Figuren ohne korrespondierenden distalen Reiz
3.) Gruppierungvon Teilfiguren
Gestaltansatz: "Das Ganze (die Gestalt) mehr ist als die Summe seiner Teile"
Gestaltgesetze= Faktoren, nach denen die Gruppierung erfolgt:
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Nähe: Benachbarte Objekte
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Ähnlichkeit: Objekte gleicher Form oder Farbe
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Gemeinsames Schicksal: bewegte Objekte mit derselben Geschwindigkeit und Richtung
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Kontinuität: Kontinuierliche Muster
-
Symmetrie: Symmetrische Grenzlinien = Objektbegrenzungen
Ergänzend: Prinzip der "guten Gestalt": Einfache, symmetrische, regelmäßige Figuren werden leichter wahrgenommen/gemerkt.
Zusammenfassung der Gestaltgesetze zu einem allgemeinen gestaltpsychologischen Prinzip:

Definition
Prägnanzgesetz: Reize oder Reizkonfigurationen werden so wahrgenommen, als wären sie nach möglichst einfachen Organisationsprinzipien aufgebaut.


Erklärung
Prinzipien der Nähe, der Ähnlichkeit, des gemeinsames Schicksals und der guten Gestalt = Ausprägungen des Prägnanzgesetzes

4.) Streben nach Geschlossenheit:
- Geschlossene Formen werden bevorzugt wahrgenommen
- Kleine Fehler werden oft korrigiert, um Geschlossenheit vorzutäuschen (vgl. etwa das "Rechteck" im obigen Beispiel zur Symmetrie)
5.) Integration in räumliche und zeitliche Bezugsrahmen
Räumliche Bezugsrahmen beeinflussen die Interpretation von Perzepten

Beispiel
Integration in räumliche und zeitliche Bezugsrahmen |
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Oberer Teil: links wird ein Quadrat, rechts eine Raute wahrgenommen
Unterer Teil: Interpretation "kippt" auf Grund der Integration in den Bezugsrahmen

Zeitlich Bezüge können das Wahrgenommene beeinflussen: Wahrnehmungen, die gemeinsam gemacht wurden, korrelieren im Bewusstsein

Beispiel
Beispiel: Geruch oder Melodie erinnert an eine bestimmte Situation

Die Wahrnehmungsorganisation dient zur Abstraktion der Millionen von Einzelinformationen zu handhabbaren Einheiten, den Perzepten.
Dabei erfolgt zunächst eine Gliederungdes sensorischen Gesamteindrucks in Bereiche, z.B. (beim Sehen) auf Basis homogener Farbe oder homogener Oberflächenstruktur (Textur). In der folgenden Abbildung wird skizziert, wie ein Netzhautbild in unterschiedlich helle, in sich homogene Bereiche eingeteilt wird [ZG 130].
Gliederung des sensorischen Gesamteindrucks in Bereiche |
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Der nächste Prozess teilt die Bereiche in die so genannte Figur und den so genannten Grund ein - eine Art Hintergrund, vor dem sich die Figur abhebt. Die Tendenz zu dieser Figur-Grund-Gliederungist so stark, dass sie auch "virtuelle" Figuren erzeugt (ohne korrespondierenden distalen Reiz), wie das vermeintliche weiße Dreieck im Vordergrund der nachstehenden Abbildung:
?virtuelle? Figuren |
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Weiters erfolgt eine Gruppierungvon Teilfiguren nach dem so genannten Gestaltansatz von Forschungsgruppen in Berlin (Berliner Schule um Max Wertheimer) und Graz (Alexius von Meinong). Die zentrale These lautet dabei, dass das Ganze (die Gestalt) mehr ist als die Summe seiner Teile.
"Ich stehe am Fenster und sehe ein Haus, Bäume, den Himmel. Rein theoretisch könnte ich das alles zahlenmäßig erfassen: es sind [...] 327 Farbtöne und Helligkeitsstufen. Sehe ich tatsächlich 327 Unterschiedsstufen? Nein: Himmel, Haus, Bäume - die Gegebenheit der 327 Abstufungen kann kein Mensch realisieren." [Wertheimer, 1912]
Die Faktoren, nach denen die Gruppierung erfolgt, werden als Gestaltgesetze bezeichnet. Dazu gehören u.a.:
- Nähe: Benachbarte Objekte werden als Gruppe erkannt - so werden etwa die 9 Elemente in der folgenden Abbildung als drei Spalten aufgefasst:
Benachbarte Objekte werden als Gruppe erkannt |
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- Ähnlichkeit: Objekte gleicher Form oder Farbe werden zusammengehörig betrachtet. In der Abbildung bilden trotz horizontal wie vertikal gleicher Abstände die Spalten (und nicht die Zeilen) eine Einheit:
Beispiel für die Beeinflussung von Ähnlichkeit |
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- Gemeinsames Schicksal: Wenn Objekte sich im Gesichtsfeld bewegen, werden jene, die sich in dieselbe Richtung und mit derselben Geschwindigkeit bewegen, als zusammengehörig wahrgenommen.
- Kontinuität: Kontinuierliche Muster werden als Einheit erkannt:
Kontinuierliche Muster |
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- Symmetrie: Symmetrische Grenzlinien werden als Objektbegrenzungen erkannt:
Symmetrische Grenzlinien |
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Dazu kommt Prinzip der "guten Gestalt": Einfache, symmetrische, regelmäßige Figuren werden leichter wahrgenommen bzw. gemerkt. In der Abbildung wird das regelmäßige Sechseck am leichtesten wahrgenommen bzw. erinnert, obwohl sämtliche Figuren sechs Begrenzungslinien aufweisen:
Geometrische Figuren |
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In der Gestaltpsychologie wurde versucht, die Gestaltgesetze zu einem allgemeinen gestaltpsychologischen Prinzip, dem Prägnanzgesetz, zu vereinen: Reize oder Reizkonfigurationen werden so wahrgenommen, als wären sie nach möglichst einfachen Organisationsprinzipien aufgebaut.
Die Prinzipien der Nähe, der Ähnlichkeit, des gemeinsames Schicksals und der guten Gestalt können als Ausprägungen des Prägnanzgesetzes aufgefasst werden.
Neben der Gruppierung erfolgt auch ein Streben nach Geschlossenheit. Geschlossene Formen werden bevorzugt wahrgenommen. Das kann auch dazu führen, dass kleine Fehler korrigiert werden, um Geschlossenheit vorzutäuschen - vgl. etwa das "Rechteck" im obigen Beispiel zur Symmetrie.
Schließlich erfolgt noch eine Integration in räumliche und zeitliche Bezugsrahmen. Räumliche Bezugsrahmen beeinflussen die Interpretation von Perzepten, wie im folgenden Beispiel gezeigt wird:
Integration in räumliche und zeitliche Bezugsrahmen |
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Im oberen Teil der Wahrnehmung wird links ein Quadrat und rechts eine Raute wahrgenommen. Im unteren Teil "kippt" diese Interpretation auf Grund der Integration in den Bezugsrahmen: links ein Rhombus, rechts ein Quadrat.
Zeitlich Bezüge können das Wahrgenommene beeinflussen: Wahrnehmungen, die gemeinsam gemacht wurden, korrelieren im Bewusstsein, so erinnert z.B. ein Geruch oder eine Melodie an eine bestimmte Situation.