Typographie: Form und Erscheinungsbild
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Einleitung und Motivation
Thema dieser Lerneinheit
Qualitäten (Lesbarkeit, Anmutung, u.ä.) von Schrift
Lernziel dieser Lerneinheit
Fähigkeit zur Beurteilung der Faktoren in Anwendung von Schrift
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Orientierung und Lesbarkeit
Gestaltung von Typografie
  • Text soll gelesen werden
  • Lesbarkeit ist wichtig
Erscheinungsbild
  • auch das Erscheinungsbild kommuniziert
    • Vermittlung von Bedeutung durch
      • Anmutung eines Schriftbildes
      • Wirkung eines Wortbildes
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Beispiel
Grafik-Designer Paul Rand
“Without … element of recognition, without … memorable visual device, readability plays … minor role.”
Abbildung
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Coca Cola signature
  • can be "read" even when letters are too small
  • word profile is familiar
  • visually recognizable as a shape rather than as letters
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Lesbarkeit
  • Lesbarkeit für Text-Vermittlung wichtig
    • Abstimmung einer geeigneten Schrift auf
      • Absicht des Textes
      • angesprochene Zielgruppe
      • verwendetes Medium
Typografie gestaltet Information übersichtlich
  • Vor dem Lesen wird
    • Aufmerksamkeit generiert
    • Benutzer zum Lesen angeregt
Orientierung steuert Leseverhalten
  • erst Orientierung, dann Entscheidung für attraktive Inhalte
  • gute Leseführung leitet über Wort, Satz, Absatz, Spalten zur Seite
  • lesenfreundliche Gestaltung besonders für lange Texte wichtig
Kriterien zur Lesbarkeit
  • Schriftschnitt
  • Schriftgrösse
  • Zwischenräume
  • Zeilenlänge
  • Satzausrichtung
  • Trennungen
  • Farbe und Hintergrund
  • sowie die Text-Gliederung
[s]
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Schriftschnitt
  • normaler Schriftschnitt am besten lesbar
  • fette, kursive, schmale oder breite Schnitte zu vermeiden
  • ausschliessliche Verwendung von Versalien für Fliesstext zu vermeiden (Form der Worte im Versalsatz gleichförmiger und schwerer unterscheidbar)
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Beispiel
Versalsatz vs. Gemischter Satz
Abbildung
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Schriftgrösse
Schriftgrad beschreibt Schriftgrösse
  • Typografisches Masssytem
    • points oder Punkt (pt)
      • 1pt = 0,351 mm (Pica-System)
  • Konsultationsgrössen
    • bis 8 Punkt – Marginalien, Fussnoten sowie Nachschlagewerke
  • Lesegrössen
    • von 8 - 12 Punkt – Lesen aus Nahbereich
  • Schaugrössen
    • bis 48 Punkt – Überschriften und Titel, Lesen auf Distanz
  • Plakat- und Displayschriften
    • über 48 Punkt
Abbildung: Schriftgrössen
Abbildung
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Zwischenräume
zwischen Buchstaben, Wörtern, Zeilen und Spalten
Laufweite
  • relative Länge einer Schrift
  • abhängig vom Abstand der Worte zueinander
  • variiert je nach Abstand der Buchstaben zueinander
  • variiert je nach Buchstabenbreite (Dickte)
Unterschneiden (Spationieren)
  • Verkürzung der Laufweite
  • Heranrücken einzelner Buchstaben an ihre nächsten
  • Anpassung ihres Schriftbilds
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Beispiel
Abbildung: Unterschneiden
Abbildung
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Wortzwischenraum
  • ist je nach Art des typografischen Satzes variabel
  • ist konstant bei Flattersatz
  • variiert stark bei Blocksatz
  • behindert Lesefluss wenn zu gross
Zeilenabstand
  • heisst Durchschuss
  • wird in Zusammenhang mit Zeilenlänge beurteilt
  • zwischen langen Zeilen muss grösser sein
  • für Fließtext sollte etwa 120% der Schriftgröße sein
Abbildung: Zeilenabstand
Abbildung
[s]
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Zeilenlänge
  • Beurteilung in Verhältnis zu Schriftgrad und zu Zeilenabstand
  • wenn zu lang, verliert Leser Anschluss zur nächsten Zeile
  • wenn zu kurz, gestaltet sich Lesefluss unruhig
  • ideal für Lesetext etwa 50 bis 60 Zeichen
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Satzausrichtung
  • Linksbündiger Satz: am besten lesbar (Leserichtung westlicher Kulturkreis)
  • Flattersatz: wenn Zeilenlängen unterschiedlich gestaltet
  • Blocksatz: Satzspiegel in abgeschlossener und kompakter Form (in den meisten Druckwerken)
  • Mittelachsensatz und rechtsbündiger Satz: ungeeignet für längeres Lesen
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Trennungen
  • können Zeilenbild positiv prägen
  • behindern die Leselogik wenn zu häufig
  • sollten immer kontrolliert werden (kaum Verlass auf Silbentrennung)
Abb: Trennungen
Abbildung
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Typographische Setzfehler (durch falschen Umbruch)
  • Hurenkind
    • einzelne letzte Zeile eines Absatzes am Beginn einer neuen Seite
  • Schusterjunge (oder Waisenkind)
    • erste Zeile eines neuen Absatzes als letzte, einzelne Zeile einer Seite
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Farbe und Hintergrund
  • im Zusammenhang mit Text vorsichtig auszuwählen
  • einfache Gestaltung, etwa schwarz oder grau auf hellem Grund
  • in Ausnahmefällen auch Negativschrift (für längeres Lesen ungeeignet
  • Hintergrund sollte neutral und strukturell ruhig sein
  • farblicher Kontrastumfang sollte weder zu klein noch zu gross sein
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Text-Gliederung
  • deutliche Gliederung in knappe übersichtliche Abschnitte
  • zur raschen Erfassung von Information und inhaltlichen Orientierung
Differenzierung eines Textes mittels Kontrastierung
  • Überschriften, Unter- und Zwischentitel
  • Absätze
  • Auszeichnungen im Text
  • Variation des Schriftgrades
  • Kombination von Schriftschnitten
  • Kombination von Schriften
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Kombinieren von Schriften
  • Einheitliches und übersichtliches Erscheinungsbild
    • Verwendung weniger Schriften
    • Verwendung deutlich unterscheidbarer Schriften
    • Entscheidung für eine Grundschrift V
    • Verwendung abweichender Schriften nach Regeln und konsistent
    • Reduktion aller Schriften ratsam (nicht mehr als drei)
  • Gut kombinieren lassen sich
    • deutlich unterschiedliche Schriften
    • serifenlose Schriften und Serifenschriften
    • Schriften einer Schriftfamilie
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Beispiel
Abb: Kombination von Schriften
Abbildung
  1. Kombination serifenloser Schrift mit Serifenschrift: guter Kontrast
  2. Kombination zweier Serifenschriften: kaum Kontrast
  3. Kombination zweier serifenloser Schriften: kaum Kontrast

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Schriftwirkung
  • Anmutung von Schriftbildern wird differenziert wahrgenommen
  • Schrift kann Text verstärken oder etwas hinzufügen
  • zurückhaltender und professioneller Umgang empfohlen
  • hohes Mass an Erfahrung von Vorteil
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Beispiel
Firmensignet IBM
  • Generieren von Bedeutung durch Schrift bzw. Wort-Bild-Marke
  • Assoziation der Linien-Gestalt mit Computerfirma nur durch starke Positionierung in Öffentlichkeit (Paul Rand, Designer des Logos)
Abb: Corporate Logo
Abbildung
  • Charakter einer Schrift nach verschiedenen Aspekten zu beurteilen
    • Eigenschaften nach Turtschi: Form, Zeitgeist, Auffälligkeit und Dynamik
    • Erstellen einer Werteskala durch Zuweisung assoziierter Adjektivpaare
    • Geometrie, Strichstärke, Endstrich, Achsstellung, etc. machen Anmutung aus

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Abb. Schriftwirkung
Abbildung
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Untersuchung populärer Bildschirm-Schriften (Wichita State University)
auf Lesbarkeit und allgemeinen Eindruck
  • tatsächliche Lesegeschwindigkeit fällt von vorab konstatierter Lesbarkeit ab
  • Hinweis auf Massgeblichkeit der Sympathie für Form und Wirkung
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Konsistenz und Konzept
  • Durchgängigkeit und wiederholte Anwendung entscheidend für angenehmes visuelles Gesamtbild und für Benutzbarkeit
  • konzeptionelle Festlegung typografischer Schriften bei Projektbeginn
  • Berücksichtigung der Vorgaben etwaiger Corporate Design Guides
  • Wahrung einer bestehenden typografischen Identität
  • Verwendung und Definition von Stylesheets im Multimedia-Bereich
  • (Vorlagen für Formateigenschaften durch CSS – Cascading Style Sheets)
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Quellen
Beinert: Typolexikon.de (); TYPOAKADEMIE MÜNCHEN
Otl Aicher: Typographie; Ernst, 1989
Ralf Turtschi: Praktische Typografie; Niggli, 1994
Joachim Böhringer: Kompendium der Mediengestaltung für Digital- und Printmedien; Springer, 2003
Isolde Kommer: Typografie und Layout für digitale Medien; Hanser, 2002
Dieter K. Fröbisch: MultiMediaDesign; Laterna Magica, 1997
Thomas Wirth: Missing Links; Hanser, 2002
Steven Heller: Paul Rand; Phaidon Press, 1999

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Dr. Stefan Müller (sm@automat.at)
Automat, http://www.automat.at/