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Den mentalen Modellen wird in der Mensch-Maschine-Interaktion ein besonderer Stellenwert eingeräumt, da Abläufe einer Interaktion meist so komplex sind, dass sie eine Vielzahl an gedächtnisbezogenen Aspekten beinhalten. Sei es auf unterster Ebene die wahrnehmungsbezogene Repräsentation eines Icons, oder die einem semantischen Netzwerk strukturell ähnliche Verwendung eines Dateisystems etc.
Mentale Modelle sind subjektive Modelle, die für technische, physikalische oder soziale Zusammenhänge verwendet werden. Wesentlichstes Merkmal von mentalen Modellen ist die Reduktion von Elementen und Beziehungen, um ein komplexes Problem weniger komplex und leichter überschaubar zu machen. Im Unterschied zu den vorher erwähnten Repräsentationen zeichnen sich mentale Modelle dadurch aus, dass sie auf Problemlösung ausgerichtet sind. Während es beispielsweise keinen Sinn macht, prototypische Begriffe (mental) zu verändern können mentale Modelle bewusst oder unbewusst so geändert werden, dass sie einer aktuellen Problemstellung entsprechende verschobene Prioritäten bzw. Zusammenhänge aufweisen.
Mentale Modelle sind objektiv in den meisten Fällen unrichtig, sind aber für die betreffende Person nützlich für die Erreichung ihrer Ziele. Beispielsweise reicht ein primitives mentale Modell eines Autos einem Laien völlig, um seine Ziele zu erreichen, nämlich mit dem Auto von A nach B zu kommen. Ein Automechaniker wird mit dem mentalen Modell des durchschnittlichen Autofahrers seinen Aufgaben nicht nachkommen können.
Die Unterstützung bestehender mentaler Modelle bzw. die Entwicklung von neuen Modellen erfordert die Anpassung des Systems bzw. der Schnittstelle an den jeweiligen Benutzer. Die Schnittstelle des erwähnten Mechanikers ist z.B. der Motor, die Schnittstelle des Benutzers ist der Fahrerplatz.
Vielfach wird, besonders bei der Entwicklung von Software oder Websites, diese Sichtweise nicht berücksichtigt. Entwickler, die Experten auf dem Gebiet sind, entwickeln Schnittstellen gemäß ihrem mentalen Modell und nicht gemäß dem des Benutzers. Zielsetzung sollte daher sein, ein konzeptionelles Modell über das mentale Modell des Benutzers zu entwickeln.
Dutke (1994) ließ 48 Kommandos der Menüstruktur einer Anwendung von 12 potentiellen Benutzern zuerst nach ihrer vermuteten Anordnung aufteilen. Danach wurden die Personen befragt, welche Anordnung aus ihrer Sicht die beste wäre. Nur eine von zwölf Personen glaubte, dass "Drucken" und "Seitenumbruch" sich im selben Menü befindet. Bei der Anordnung nach eigenen Vorstellungen gab es ebenfalls nur eine Person, die "Drucken" und "Seitenumbruch" in ein Menü gegeben hätte, aber 11 von 12 Personen hätten "Drucken" und "Drucker wechseln" in ein Menü gegeben.
Der Programmentwickler hat offenbar aufgrund von technischen Überlegungen die Menüs strukturiert, während die Benutzer aus der Anwendungssicht vorgegangen wären.

Beispiel
Beispiel für ein mentales Modell:
Eine häufig verwendete Fangfrage in österreichischen Quizshows lautet: Welche Bundesländer haben eine Grenze zu Italien. Für die Beantwortung wird ein geographisches mentales Modell aktiviert, das etwa so lautet: "Italien = Südwesten. Welche Länder liegen im Südwesten? Kärnten, Osttirol, Tirol".
Grenze zu Italien |
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Dass auch Salzburg eine Grenze zu Italien hat, wird in diesem mentalen Modell nicht berücksichtigt.

In der HCI nehmen mentale Modelle eine zentrale Bedeutung ein. Es zeigt sich, dass Benutzungsschnittstellen zu suboptimalen Ergebnissen führen, wenn sie einem auf Erfahrungen mit anderen GUI-Systemen oder Websites gebildeten mentalen Modell widersprechen. Dieser Tatsache wird auch in der ISO Norm 9241-10 (Grundsätze der Dialoggestaltung) im Abschnitt "Erwartungskonformität" Rechnung getragen.
Ein Benutzer, dess mentales Modell einem Dateisystem mit strikter Baumstruktur entspricht, wird (z.B. nach einem Betriebssystemwechsel) mit symbolischen Links (Verknüpfung) zunächst nur schlecht zurechtkommen.